Schon 1980, bei ihrer Errichtung, war die Volksschule nicht nur Bildungsstätte, sondern auch ein kultureller Treffpunkt. Nun wurde das Bildungszentrum Ludmannsdorf/Bilčovs noch wieder ein Stück größer, benötigt aber nur noch ein Drittel der Heizenergie und produziert mehr Strom, als im Gebäude verbraucht wird. Der Klima- und Energiefonds förderte diese Mustersanierung mit 450.000 Euro.
Stets frische Luft, aber niemals Zugluft gibt es nun im Bildungszentrum Ludmannsdorf/Bilčovs. Denn die in der Lüftungsanlage vorgewärmte Luft kommt nicht via Düsen, sondern sanft über Leinensäcke in die Räume. Gemeinsam mit der Schaffung eines neuen Eingangs- und Garderobenbereichs entstand auch ein überdachter Schulhof, der Unterricht im Freien zulässt. Mehr Platz haben auch die Kindergartenkinder bekommen.
Kraftwerk Schule. Schon bisher bezog das Bildungszentrum Biomasse-Fernwärme – nun aber um zwei Drittel weniger. Die neue Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 31,00 kWp (und 248 m2 Modulfläche) deckt an sonnigen Tagen nicht nur den gesamten Eigenbedarf des Gebäudes, sondern wird jährlich etwa 15.000 Kilowattstunden mehr Strom ins Netz einspeisen, als das Bildungszentrum daraus entnimmt.
Besonderes Augenmerk legte Architekt Gerhard Kopeinig auf die Auswahl der eingesetzten Baustoffe. „Wir haben hauptsächlich mit Holz gearbeitet und hatten ein strenges Chemikalien-Management, um ein gesundes Raumklima zu gewährleisten“, so Kopeinig. Die alten Holzstiegen wurden ausgebaut, in Schuss gebracht und wieder eingebaut. Statt der ursprünglich angedachten Holzwolle setze er Hanffaser-Dämmung ein, denn diese hatte dank kürzerer Transportwege den geringsten ökologischen Fußabdruck. Im Dachbereich sorgt nun Zellulose dafür, dass Kälte und Hitze draußen bleiben.
Rundum nachhaltig. Nicht nur mit dem Gebäude und den Bedürfnissen seiner NutzerInnen setzten sich Kopeinig und seine ARCH+MORE ZT GmbH auseinander, sondern auch mit Fragen der Mobilität. Mit dem Auto bis vors Schultor, das geht jetzt nicht mehr. Dafür gibt es nun Fahrradständer im überdachten Bereich – und den Schulbus sowieso. Das Projekt, das heuer in weniger als einem halben Jahr fertiggestellt werden konnte, erfüllt nicht nur die strengen Kriterien des Klimafonds-Programms Mustersanierung, sondern erreichte auch den klimaaktiv-Gold-Standard – übrigens als 600. klimaaktiv-Gebäude.
Dass es so weit kam, ist aber auch ein Verdienst der GemeindebürgerInnen, die im Vorfeld des Projekts miteinbezogen wurden. Denn ihre Schule ist auch ihr Theater und Konzertsaal, ihre Volkshochschule und Sportstätte. Und so wollten sie eine gute und nachhaltige Lösung für die nächsten 50 Jahre – was wiederum auch ganz im Sinne der e5- und KEM-Gemeinde Ludmannsdorf/Bilčovs sowie von Bürgermeister Manfred Maierhofer war.
Entsprechend groß war die Freude bei der EröffungEröffnung im Mai: Rund 300 Personen kamen zum Volksfest, darunter auch Landeshauptmann Peter Kaiser und Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Beide betonten, wie wichtig es sei, wenn Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen. „Wir sind begeistert“, sagte Höbarth. „Das mustersanierte Bildungszentrum wirkt bewusstseinsbildend für die ganze Region und regt andere Regionen zum Nachmachen an.“
Neuer Programm-Manager. „Am Programm Mustersanierung fasziniert mich, welche innovativen Sanierungen möglich sind, wenn EigentümerInnen, PlanerInnen und Ausführende an einem Strang ziehen und ein gemeinsames Ziel vor Augen haben – so wie in Ludmannsdorf/Bilčovs. Die Mustersanierungen zeigen eindrucksvoll, dass höchste Ansprüche an Energieeffizienz, Einsatz von erneuerbaren Energien und ökologischen Baustoffen gepaart mit einem Höchstmaß an Behaglichkeit und Aufenthaltsqualität realisierbar sind“, erklärt Heinz Buschmann. Der Geograph und Umwelttechniker verstärkt seit Februar 2019 das Team des Klima- und Energiefonds und übernahm von Christoph Wolfsegger die Programmleitung im Bereich Mustersanierungen. Buschmann arbeitete zuvor mehr als zehn Jahre in der Forschung und Entwicklung nationaler und internationaler Projekte, vor allem im Bereich Ressourcen- und Energiemanagement.
Qualitätssicherung. Architekt Kopeinig teilt Buschmanns Faszination und meint, dass sich der Mehraufwand für die Einreichung, Auflagen, Monitoring und Dokumentation in absolut akzeptablem Rahmen halte – im Vergleich zu dem, was das Programm Mustersanierung durch die zusätzlichen Fördermittel möglich mache. „Sehr wichtig ist die Vorgabe, dass das Gebäude einen Sommer und einen Winter lang einem intensiven Monitoring unterzogen wird“, so Kopeinig. „Danach kann man bei der Technik nachjustieren oder das NutzerInnenverhalten nochmals besprechen, um das Optimum an Behaglichkeit und Energieeffizienz herauszuholen.“
Robert Koch