Die Kitzmantelfabrik in Vorchdorf war Austragungsort der zweiten Fachveranstaltung 2019 am 15. und 16. Oktober in der KEM Traunsteinregion bei KEM-Manager Horst Gaigg, mit Fokus auf „Strom-Speicherung“ und „green finance“.
Klaus Ertl (Klima- und Energiefonds) übernahm den Einstieg in das Speicherthema und eröffnete mit Ausführungen zur Speicherförderung des Klima- und Energiefonds. Johannes Kathan (Austrian Institute of Technology) präsentierte einen Überblick über die Vielfalt der Technologien, über Speicher- und Zyklendauern, und gab als Einschätzung zukünftiger Entwicklungen an, dass der Fokus auf die graduelle Verbesserung bestehender Technologien und auf die Hebung der Energiedichten gelegt wird.
Die Auswertung von insgesamt 200 PV-Anlagen über 5 Jahre in Oberösterreich stellte Gerald Steinmaurer (Leiter Energieforschungsgruppe ASIC, FH OÖ) vor und unterstrich dabei, dass eine sinnvolle Dimensionierung von PV und Speicher essentiell ist und auch in Sommermonaten eine von Betreibern intendierte Stromautarkie selbst bei einer guten Effizienz der Speicher und Anlagen kaum erreichbar war.
Round-tables zu den Themen “smart batteries in smart grids” (Andreas Schneemann, KEM Energie Kompass Bgld.; Siemens), “5-stufiger virtueller Murauer Bezirksspeicher” (Erich Fritz, KEM Holzwelt Murau) und “Eigenverbrauchsoptimierung” (Christian Hummelbrunner) dienten der weiteren Vertiefung und dem Kennenlernen von Anwendungsmöglichkeiten hinsichtlich der Energiespeicherung.
Am Nachmittag wurde das Schwerpunktthema “green finance” mit dem Vortrag “Green Finance – Chancen für nachhaltige Projekte” von Bettina Bergauer (BMNT) und der Vorstellung des Faktencheck “green finance” durch Georg Günsberg eröffnet. Tenor hierbei war, dass für die Ökologisierung des Finanzsystems nicht nur öffentliche Budgets sondern auch privates Kapital mobilisiert werden muss, und wie das zu bewerkstelligen ist. Ergebnisse für die unter gemeinsamer Leitung des BMF und BMNT ins Leben gerufene “green finance”-Agenda die sich der Frage widmet, wie der österreichische Finanzmarkt einen Beitrag zur Erreichung der Klima- und Energieziele leisten kann, werden per Ende des Jahres erwartet.
In der Interviewrunde diskutierten schließlich neben Fr. Bergauer und Hrn. Günsberg auch Erwin Fritz (crowdinvesting-Plattform green rocket) und Kristina Proksch (Raika Umweltcenter Gunskirchen) mit, welche Möglichkeiten der nachhaltigen Finanzierung sich für KEMs auftun könnten. Die unterschiedlichen Erwartungen an die Geschwindigkeit beim Finden von Lösungsansätzen war in dieser Diskussion vor allem auch anhand der Fragen der KEM ManagerInnen gut erkennbar. Die Gefahr, hier auf “Dokumentenstruktur-Ebene” stehen zu bleiben, verstärkte den Ruf nach einem “bottom-up-Ansatz” gegenüber einer “top-down” Umsetzung, wie sie etwa durch eine neue Regulatorik oder Reformpolitik entstehen könnte.
Das Messeformat “Dies&Das” war wieder gut gefüllt mit AusstellerInnen zu den unterschiedlichsten KEM-Leitprojekten, zu Speicherthemen, zu Schulinitiativen, Beschaffungs- und Energiebilanzthemen sowie einem parallel stattfindenden Kurzworkshop zum Thema “Nutzung energetischer Ressourcen auf Kläranlagen” durch die Österreichische Energieagentur.
Der zweite Tag begann mit der Exkursion zur Firma Fronius, wo den KEM ManagerInnen nebst einer umfangreichen Werksführung auch zwei Fachvorträge zu den Themen “Speicherlösungen und Energiemanagement” geboten wurden.
Zurück in der Kitzmantelfabrik berichtete Christoph Wolfsegger (KEM-Programm-Management) im Block “Aktuelles vom Klimafonds” über geplante Förderungen im Bereich “green finance”, der zukünftigen Publikation von Erfolgsindikatoren der KEMs für mehr Transparenz und sichtbare Erfolgskommunikation sowie von den Ergebnissen der KEM-Evaluierung.
“Paris-Vorderwald” ist das Leitprojekt von Monika Forster (KEM Vorderwald), das sie gemeinsam mit Martin Strele (Kairos) vorgestellt hat. Dabei wurde der Frage nachgegangen, ob es möglich ist im ländlichen Raum ein mit den Klimazielen von Paris vereinbares Leben zu führen. Dazu wurde das “ein guter Tag hat 100 Punkte – System” herangezogen, welches in bildhafter Umsetzung klimafreundliches Verhalten veranschaulicht und messbar macht.
Die Jugend-Umwelt-Plattform JUMP stellte sich als Dienstgeberin für die Teilnehmenden am FUJ (Freiwilliges Umweltjahr) vor. Verena Hlawinka und Christopher Baierl (beide JUMP) präsentierten die Möglichkeit für Jugendliche, sich ab dem 18. Lebensjahr für eine Zeit von 6 – 12 Monaten in 34stündiger Anstellung in den Bereichen Umwelt-, Tier- oder Naturschutz bzw. in der Entwicklungszusammenarbeit zu engagieren. Während der anschließenden Vertiefung konnten sich die KEM-ManagerInnen erkundigen, wie auch sie zu einer diesbezüglichen Unterstützung kommen könnten.
Marc Schimpel (PwC) griff das Thema “green finance” nochmals auf, erklärte einige Fachtermini und stellte abschließend fest, dass es an Geldmitteln für “grüne Projekte” nicht fehle, sehr wohl jedoch am Angebot von für Banken interessanten Volumina. Neue Geschäftsmodelle und Finanzierungsstrukturen bieten sich hier als Lösungen für die Umsetzung von kleineren Projekten, wie sie in oftmals in KEMs benötigt werden, an.